03.11.2013

Gravity – Bullocks Bester

Ist Gravity ein Meisterwerk?
Mit dieser Frage im Hinterkopf wollen wir uns mit dem „Science-Fiction-Thriller“, aus der Feder Alfonso Cuaróns, befassen. Eine Genrebezeichnung, die meiner Meinung nach nicht wirklich zutrifft. Gravity überzeugt durch ein sehr hohes Maß an Realismus. Der Film befasst sich zu keinem Zeitpunkt mit Visionen, zukünftiger Technik. Der erste Teil der Genrebezeichnung, „Science-Fiction“, sollte also wegfallen, während das Wort „Thriller“ nicht zutreffender hätte sein können.
Direkt zu Beginn wird der Zuschauer durch haarfein ausbalancierte und überwältigend dreidimensional wirkende Tontechnik in das Werk hineingezogen. Begleitet durch atemberaubende (ja, ich spare nicht an positiven Adjektiven) Bilder und der ununtertrieben besten 3D-Arbeit, die ich jemals in einem Kinofilm gesehen habe (zuzüglich „Avatar“), wird man in das Spektakel, den Weltraum hineingezogen. Da die Kamera ruckellos im Weltraum zu schweben scheint und der gesamte Film beinahe vollkommen ohne Schnitte auszukommt, fühlt man sich, als würde man Sandra Bullock und George Clooney in einem eigenen Raumanzug begleiten. Auch hier lässt sich erwähnen: So etwas habe ich in einem Kinofilm noch nie miterleben dürfen.
Nun haben wir also die atemberaubende Kulisse, kleine Teilchen fliegen uns entgegen, die Kamera trägt uns gemächlich durch das Geschehen und von überall aus dem Raum ertönen Stimmen. Was nun noch fehlt ist die Handlung.
Diese klingt, dem groben Nacherzählen nach, nicht allzu innovativ und spannend und lässt sich in einem Satz zusammenfassen: „Eine Astronautin versucht den ewigen, tödlichen Weiten des Weltraums zu entkommen und die Erde unversehrt und vor allen Dingen lebend zu erreichen.“
So unspektakulär diese Idee zunächst klingt, so perfekt weiß sich die Umsetzung zu präsentieren.
Die einzigen beiden Darsteller des Filmes sind glücklich gewählt. Abgesehen vom wichtigen Imagebonus zeigt George Clooney eine vernünftige schauspielerische Leistung, wobei seine Rolle hier nicht das Potenzial bietet, das Sandra Bullock mit Dr. Ryan Stone erhält. Bullock weiß dieses zu nutzen und eine großartige schauspielerische Leistung  vorzuweisen. Ihre Figur packt den Zuschauer und lässt ihn mitfühlen, sich mitärgern, sich mitfreuen. Darüber hinaus handelt Dr. Ryan Stone zu jedem Zeitpunkt verständlich und nachvollziehbar. Sie wirkt so menschlich, wie es Filmastronauten nur in seltenen Fällen tun.
Die Geschichte um die Protagonistin ist dabei toll präsentiert. Sie ist packend und bietet dem Zuseher ein Gefühl an, das ihm beim Filmeschauen bisher völlig unbekannt war. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Es fühlt sich an, als wäre man selber im Weltraum. Und das nicht allein im positiven Sinne.
Gravity weiß an einigen, besonders starken Momenten, den Zuschauer zu beklemmen, ihn zu verstören. Er schafft es durch simpelste Bildarbeit, während einer Szene z.B sogar Schwindel hervorzurufen. In anderen Szenen setzt beim Zuseher ein ganz anderes Gefühl ein: Angst. Diese „Angst“ ist dabei unbekannt und nicht mit derer, aktueller Kino-Horror-Ware zu vergleichen, sondern geht in eine komplett andere Richtung.
Nach vielen, vielen weiteren negativ und positiv mitreißenden Momenten folgt schließlich der Schlussteil des Werks.
Die Produzenten schaffen hier einen handlungstechnisch unauffälligen, jedoch sehr runden Abschluss. Die Bilder verändern ab diesem Punkt ihre Wirkung und sollen keine Gefühle beim Zuschauer mehr erwecken, sondern diese nur noch unterstützen. Eine Vorgehensweise, die sich als hoch effektiv erweist.
Schlussendlich stellt sich mir und wahrscheinlich auch vielen anderen Zusehern die Frage:
Ist Gravity ein Meisterwerk?
Ich kann diese Frage ohne große Zweifel mit „Ja!“ beantworten, denke jedoch dass der Film Ansprüche aufweist, auf die sich nicht jeder einlassen kann, wird und will. Die Antwort ist also von Person zu Person variabel.

Klar! Es geht immer noch ein bisschen besser, aber Gravity legt die Latte schon verdammt hoch!




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